Der Hund - Der beste Freund des Menschen

Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Nur leider ist diese Freundschaft oft nur einseitig. Ich hege keinen Zweifel daran, dass die meisten Hundebesitzer ihre Vierbeiner lieben, absolut nicht. Nur können sie ihre Liebe oft nur auf dem heimischen Sofa so wirklich zum Ausdruck bringen. Zuhause ist alles toll, da ist Fiffi ein braver Hund und wird ausgiebig gekrault und beschmust. Draußen, auf der Gassirunde und im Alltag dagegen hat Fiffi ein Problem. Oder vielmehr – Fiffi zeigt natürliches Verhalten, und damit hat der Halter ein Problem. Fiffi frisst Katzenkötel, Fiffi pöbelt andere Hunde an, Fiffi zieht an der Leine. Ab diesem Punkt hört die Liebe der Besitzer zu ihrem Hund dann meist auf. Es wird unsanft an der Leine geruckt, es wird hier gekniffen und da geschubst. Und manchmal, ja manchmal gibt es sogar Schläge. Was soll das? Lieben die Menschen ihre Hunde nur dann, wenn sie funktinieren? Wenn sie perfekte kleine Püppchen sind, die unauffällig in der Ecke sitzen und darauf warten, ihren Halter bespaßen zu dürfen?

 

Gerade heute hatte ich wieder so eine Situation. Ein Hundehalter, den ich bisher immer als freundlich und rücksichtsvoll wahrgenommen habe, war mit seinem großen Wuschel-Hund unterwegs. Ihm kam eine Frau mit zwei Hunden entgegen, die den Wuschel schon von weitem mit tosendem Gebell „begrüßten“. Besagter Halter ging mit seinem Wuschel ganze zwei Meter zur Seite (zur Erklärung: Hinter ihm war ein Parkplatz, er hätte auch gut zehn Meter ausweichen und seinem Hund die Situation vereinfachen können). Als alle Hunde in etwa auf einer Höhe waren, knurrte der Wuschel und fixierte die zwei Pöbler. Es folgten einige heftige Rucke am Halsband, gefolgt von einer Salve Schläge. Zunächst traf die Hand des Mannes wiederholt den Oberschenkel des Wuschels, als dies keinen Erfolg brachte, schlug er dem Hund sogar ins Gesicht und trat ihm schwungvoll in die Seite. Wo war die Liebe und die Freundschaft plötzlich hin?

 

Ich möchte jetzt gar nicht auf eventuelle und sinnvollere(!) Trainingsansätze hinaus – die gibt es zu Hauf. Mich schockiert nur diese Zwiespältigkeit. Abends vor dem Fernseher wird der Hund gekuschelt und geknuddelt und behandelt, als wäre er der König persönlich. Und draußen, in der Öffentlichkeit, weht plötzlich ein anderer Wind. Da muss der Hund parieren und funktionieren. Eine eigene „Meinung“ steht ihm nicht zu. Er wird mit Kommandos bombadiert und reagiert er nicht oder nicht prompt, folgen Sanktionen. 

Ja, es herrscht gesellschaftlicher Druck auf uns Hundehaltern. Der Hund muss sich in unser Leben einfügen –ob er will oder nicht-, wird Straßenlärm ausgesetzt, soll duftenden Köstlichkeiten widerstehen, muss sich von jedem anfassen lassen und soll dies auch noch genießen, darf nicht an der Leine ziehen, soll Pöbeleien anderer Artgenossen ignorieren, darf nicht markieren, jagen, buddeln. Wir verlangen eine Menge von unseren vierbeinigen Freunden. Und wehe, der Hund hat mal seinen eigenen Kopf. Dann wird gestraft. Unsanft, deutlich. Immerhin sollen die anderen Menschen sehen, dass man sich nicht von einem Hund auf der Nase herumtanzen lässt, dass man den Hund unter Kontrolle hat. Man demonstriert offen seine Macht über das Tier, den Hund – nicht den Freund, denn den gibt es ja nur abends, vor dem Fernseher.

 

Aktualisiert am:
07.09.2017