Der Maulkorb

Der Maulkorb

 

Der Maulkorb ist ein korbähnliches Gestell aus mehreren Streben, das über den Fang des Hundes gestülpt und am Hinterkopf über eine Schnalle verschlossen wird.

 

Obwohl er immer häufiger anzutreffen ist, ist er in der Gesellschaft oft noch verpönt. Hunde mit Maulkorb seien gefährlich, heißt es oft. Nicht selten wechseln die Menschen die Straßenseite, Mütter nehmen ihre Kinder an die Hand, wenn ihnen ein mit Beißkorb ausgestatteter Hund entgegenkommt. Andere Leute haben wiederum Mitleid, der Hund tut ihnen Leid, weil er dieses „grässliche Ding“ tragen muss. Dabei ist ein Maulkorb – sofern er gut auftrainiert ist – für den Hund nichts anderes als Halsband oder Geschirr. Er kann damit kommunizieren, hecheln, trinken, schnüffeln, einfach Hund sein.

 

Anwendungsgebiete

 

Ursprünglich wurden Maulkörbe als reiner Beißschutz eingesetzt. In der heutigen Zeit ist ihr Nutzen vielseitiger.

 

Beißschutz: Bei Hunden, die beispielsweise aufgrund von schlechter Erfahrung oder Deprivationsschäden zum Schnappen und Beißen neigen, kann ein Maulkorb ein wichtiges Utensil zum Schutz vor Verletzungen sein. So kann der Hund den Freilauf genießen und ist trotzdem gesichert. Mit der Gewissheit, dass der eigene Hund keinen Schaden anrichten kann, ist oft auch der Hundehalter entspannter, was sich wiederum positiv auf das Training auswirkt.

 

Tierarzt: Es gibt Hunde, die mögen den Tierarzt, es gibt aber auch jene, denen der Tierarzt ein Graus ist. Einige dieser Hunde klemmen einfach die Rute ein und lassen die Prozedur über sich ergehen, während andere mit aufgestelltem Nackenfell und gekräuselter Nase auf dem Behandlungstisch stehen. Auch für solche „Felle“ bietet sich ein Maulkorb an. Viele Tierärzte fühlen sich gerade auch bei der Behandlung großer Hunde sicherer, wenn diese einen Beißschutz tragen.

 

Öffentliche Verkehrsmittel: In einigen Öffentlichen Verkehrsmitteln ist es Pflicht, den Hund mit Maulkorb auszustatten oder ihn in einer Transportbox unterzubringen. Da letzteres sich gerade bei größeren Hunden als schwierig gestaltet, wird hier häufig zum Maulkorb gegriffen. Damit ist zum einen auch in einer für Hunde oft stressigen Situation (Bus- oder Bahnfahren) gewährleistet, dass sie nicht beißen und die anderen Fahrgäste fühlen sich in der Regel wohler.

 

Giftköder: Mehr und mehr gewinnt der Maulkorb an Bedeutung, wenn es um Giftköder geht. Nie gab es so viele Meldungen über vergiftete Hunde wie heute. Es soll jedem Hundehalter geraten sein, ein Anti-Giftköder-Training mit seinem Hund durchzuführen und immer wieder aufzufrischen. Neigt der Hund jedoch dazu, alles Mögliche von der Straße aufzusammeln, empfiehlt es sich auch hier, mit einem Maulkorb zu arbeiten.

 

Ausland: In manchen Ländern wird an öffentlichen Plätzen das Tragen eines Maulkorbes vorgeschrieben – insbesondere (aber nicht nur!) gilt dies für Listenhunde. Wird man erwischt, wie man seinen Hund ohne Korb führt, kann es je nach Land zu einem Bußgeld oder gar zur Wegnahme des Tieres führen.

 

Selbst, wenn man nie mit der Bahn fährt, Urlaub am liebsten im eigenen Land verbringt, Giftköder kein Problem sind und der eigene Hund eigentlich eine total liebe Knutschbacke ist, ist ein Maulkorbtraining ratsam. Man kann nie wissen, was die Zukunft noch bringt. Vielleicht wird der Hund krank und braucht eine schmerzhafte Behandlung beim Tierarzt, bei der er nun knurrend und Zähne fletschend um sich schnappt. Vielleicht wird er aber auch von einem Artgenossen gebissen, von einem Radfahrer blöd angefahren oder erleidet ein anderes traumatisches Ereignis, das es erforderlich macht, ihm einen Maulkorb anzuziehen. In solchen Situationen wäre es ein unnötiger zusätzlicher Stress für das Tier, ihm ohne vorheriges Training einen Maulkorb über den Fang zu stülpen. Diesen Stress kann man mit vorsorglichem Training ganz leicht umgehen.

 

Arten

 

Es gibt verschiedene Modelle: Ledermaulkörbe, Metallgestelle oder Riemenmaulkörbe aus Biothane oder Nylon. Im Folgenden sind die hauptsächlichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialien aufgeführt.

 

Metall: Maulkörbe aus Metall sind meist sehr leicht. Sie sind stabil und daher als Beißschutz ideal geeignet. Auch die Säuberung dieses Modells macht sich durch die glatte Oberfläche recht praktisch. Allerdings ist das Material sehr temperaturabhängig. Im Winter ist es kalt und dadurch zum Teil unangenehm am Fang des Hundes, im Sommer heizt sich der Draht auf und kann ebenfalls unangenehm für den Hund sein. Durch die Steifheit des Korbes sollte man darauf achten, dass es keine Druckstellen auf der Haut, insbesondere auf dem Nasenrücken, gibt. Der Maulkorb aus Draht stößt bei der Gesellschaft auf den meisten Widerstand, da er den Hund optisch „gefährlicher“ macht, als Körbe aus anderen Materialien.

 

Biothane: Biothane-Maulkörbe sind meist etwas schwerer, aber aufgrund des weichen Materials angenehm zu tragen. Sie sind leicht zu säubern und temperaturunabhängig. Zudem  weisen sie eine höhere Flexibilität auf, weshalb sie jedoch als Beißschutz nur bedingt geeignet sind. Oft werden sie auch in bunten Farben verkauft, wodurch der Maulkorb weniger „gefährlich“ aussieht.

 

Leder: Ledermaulkörbe sind wie Biothane auch recht schwer. Durch ihre mangelnde Flexibilität muss man aufpassen, dass der Hund keine Druckstellen davonträgt. Unter dem Leder kann sich Stauwärme bilden. Leder bedarf besonderer Pflege, um nicht brüchig zu werden.

 

Nylon: Nylon ist ein leichtes und weiches Material. Darum wird es von Hunden meist gut akzeptiert. Allerdings lässt sich Nylon nur schlecht säubern und sieht daher oft schon nach kurzer Zeit unsauber und abgetragen aus. (Achung! Gemeint ist hier nicht die Maulschlaufe! Der Unterschied wird im folgenden Textverlauf näher erläutert.)

 

Kunststoff: Kunststoff bzw. Plastik ist ein sehr leichtes Material. Die Maulkörbe lassen sich aufgrund der glatten Oberfläche leicht reinigen. Sie sind formstabil und erschweren eine Futteraufnahme vom Boden. Als Beißschutz sind sie nur bedingt zu empfehlen, da das Material je nach Hersteller unterschiedlich hart ist und entsprechend viel oder wenig Widerstand bietet.

 

Passform

 

So verschieden wie unsere Hunderassen sind, sind auch die Maulkörbe. Es gibt welche für kurzschnäuzige Rassen, für lange Nasen, für einen schmalen oder einen breiten Fang – für jedes Hundegesicht ist etwas dabei.

 

Daher ist es so wichtig, beim Kauf auf eine gute Passform zu achten. Der Maulkorb sollte nirgends scheuern oder drücken. Er sollte genug Platz lassen, damit der Hund den Fang bequem öffnen kann, sodass es ihm möglich ist, zu hecheln und zu trinken oder auch kleine Leckerli zu nehmen. Die Auflagefläche auf dem Nasenrücken sollte nach Möglichkeit gepolstert sein, um ein Wundreiben zu vermeiden. Gerade bei brachecyphalen Rassen sitzen viele Maulkörbe aufgrund der kurzgezüchteten Nase zu dicht an den Augen. Je nach Rasse und Hundetyp bietet es sich an, diverse Streben, wie zum Beispiel den Stirnriemen, hinzuzufügen oder wegzulassen.

 

Auf Nummer Sicher geht man, wenn man sich einen Maulkorb auf Maß anfertigen lässt. Hierzu gibt es online und in größeren Städten auch vor Ort diverse Anbieter.

 

Training

 

Damit der Hund den Maulkorb auch gut akzeptiert ist ein vorheriges Training notwendig. Hierzu wird zunächst jede selbstständige Annäherung des Hundes an den Maulkorb bestätigt und bestärkt. Anschließend hält man dem Hund den Maulkorb hin, und bestärkt den Hund darin, die Nase allein in den Korb zu stecken. Als nächsten Schritt schließt man die Schnalle hinter dem Kopf. Zum Schluss verlängert man nach und nach die Tragedauer.

 

Ziel ist es, dass der Hund den Maulkorb freiwillig anzieht und gern trägt. Unter Umständen ist es empfehlenswert, einen Trainer aufzusuchen, um sich das richtige Training zeigen und erklären zu lassen.

 

Maulschlaufe und Halti

 

Nicht selten wird der Maulkorb mit dem Halti, einer Art Kopfhalfter, oder der Maulschlaufe verwechselt oder in ihren Einsatzgebieten durcheinander gebracht.

 

Die Maulschlaufe ist ein breites Stoffband, das um den Hundefang gelegt wird, und somit ein Beißen verhindern soll. Für kurze Tragedauer, wie zum Beispiel die Impfung beim Tierarzt, ist sie vielleicht vertretbar. Für einen längerdauernden Einsatz ist die Schlaufe hingegen nicht zu empfehlen, da sie, um einen Biss verhindern zu können, eng sitzen muss. Dadurch hat der Hund weder die Möglichkeit zu hecheln, noch zu trinken.

 

Das Halti ist ein schlaufenförmiger Riemen, der um die Schnauze des Hundes gelegt wird. Ähnlich einem Pferdehalfter besteht die Möglichkeit, eine Leine an dieser Schlaufe zu befestigen, um so den Kopf des Hundes „lenken“ zu können. Das Halti ist ein umstrittenes Erziehungshilfsmittel, was bei unsachgemäßem Umgang zu schwerwiegenden Halsverletzungen und sogar zum Genickbruch führen kann und daher meinerseits nicht empfohlen wird.

 

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Aktualisiert am:
07.09.2017